Arbeitsmarktkonferenzen als Impulse für die Region / SPD-Dialog diskutierte Licht und Schatten des aktuellen Arbeitsmarktes

Eine lebhafte und intensive Debatte bot der SPD-Dialog zur Situation auf dem regionalen Arbeitsmarkt. „Die aktuelle Situation auf dem Arbeitsmarkt bietet Licht und Schatten. Uns geht es darum, Menschen einen ordentlich vergüteten Job zu verschaffen, der Perspektive hat und von dem man leben kann. Was können wir dazu vor Ort tun“, fragte Uwe Santjer, Bürgermeister der Stadt Cuxhaven, der den Abend in "Captain's Ahab Culture Club" in Cuxhaven moderierte.

Diskutierten heftig auf dem Podium (von links): Gunnar Wegener, Jochen Werwarth, Uwe Santjer, Jürgen Koenemann und Torsten Stoltz.

 

Er freute sich zum Ende der Veranstaltung über die herausgearbeiteten Ergebnisse. So sollen z.B. zukünftig Arbeitsmarktkonferenzen alle Akteure zusammenbringen.

Die wesentlichen Akteure des Arbeitsmarktes konnte Uwe Santjer auf dem Podium begrüßen: Jochen Werwarth, IHK-Geschäftsführer, Gunnar Wegener, verdi-Geschäftsführer, Rüdiger Koenemann, Schulleiter der BBS Cuxhaven und Torsten Stoltz, Geschäftsführer des Jobcenters diskutierten heftigst miteinander. Und auch die knapp 40 Gäste hielten sich bei der Debatte nicht zurück.

Torsten Stoltz stellte vor allem die positive Entwicklung des Arbeitsmarktes in den Mittelpunkt. Eine Arbeitslosenquote von 5,8 Prozent im Landkreis sowie die stark abgenommene Zahl von Leistungsempfängern, die im Jobcenter betreut werden, seien erfreulich. Nur noch 14.500 Menschen seien auf staatliche Leistungen angewiesen. „Nur 500 Menschen arbeiten im Landkreis Vollzeit und können davon ihren Lebensunterhalt nicht decken. Sie bekommen ergänzende Leistungen.“ Die Chance, einen neuen Job zu finden, sei hervorragend. Schwierig sei es nur bei über 55-Jährigen. Diese Aussagen brachte den verdi-Vertreter auf die Palme. Gunnar Wegener: „Ich kenne andere Zahlen. Außerdem bekommen die Hälfte der neu eingestellten nur befristete Jobs zu schlechten Löhnen.“ Wegener verwies auf die 19.000 Menschen im Cuxland, die Minijobs haben. „Drei Viertel dieser Menschen leben nur von Minijobs. Was das für die Rente bedeutet, kann man sich vorstellen.“

Jürgen Werwarth beschrieb die schwierige Situation der Unternehmen, die passenden Auszubildenden zu finden. Viele Lehrstellen seien noch nicht besetzt. „Die zurückgehenden Schülerzahlen stellt uns vor große Herausforderungen. Insgesamt fehlen aber auch Fachkräfte.“ Er sah goldene Zeiten für Arbeitnehmer heranziehen. „Die Unternehmen müssen sich auf neue Arbeitszeitmodelle einstellen und attraktiv für Beschäftigte werden. Dies ist nicht allein eine Frage des Gehaltes.“

Der neue Schulleiter, Jürgen Koenemann, nahm die Sicht der Jugendlichen ein. „Die Verunsicherung ist groß. Junge Menschen fühlen sich überfordert bei der Berufswahl. Sie wollen länger zur Schule gehen, um einen höheren Schulabschluss zu bekommen.“ Einige schafften aber den Abschluss nicht. Dies bestätigte auch Torsten Stoltz. 81 Prozent der Jobcenter-Kunden hätten keinen Schulabschluss. „Das ist ein Riesenproblem.“

Die Debatte mit allen hatte viele Facetten. „Wir müssen die Würde auf dem Arbeitsmarkt wiederfinden“, wünschte sich ein Beteiligter. Der Boom im Niedriglohnbereich, schlechte Angebote für junge Menschen, die ihre Lehre abgeschlossen hätten, und steigende Zahlen bei Werkverträgen und Leiharbeit passten nicht zur guten Arbeitslosenquote. „Der Wettbewerb geht heute über die Löhne und nicht mehr über die Qualität der Arbeit und des Produkts. Das ist ein Irrweg“, meinte auch DGB-Vertreter Lutz Bock. Sorgen machten sich viele Anwesende auch über die Entwicklung im Offshore-Bereich. Eine CSC-Angehörige beschrieb ihre Angst. „Was passiert eigentlich mit den Arbeitern und ihren Familien, wenn es im Herbst keine Arbeit mehr bei CSC gibt?“

Die angeregte Diskussion hatte auch Ergebnisse: regelmäßige Arbeitsmarktkonferenzen im Landkreis, eine Offensive für eine qualifizierte Berufsausbildung, die Umsetzung des „Hamburger Modells“, nach dem kein Jugendlicher die Schule ohne Abschluss verlassen darf, die Öffnung der BBS für berufliche Qualifizierungsangebote und die unbedingte Einhaltung von Tariftreue und Sozialstandards bei der Vergabe von öffentlichen Aufträge wünschte man sich. Uwe Santjer versprach: „Das sind wichtige Ergebnisse, die es nun umzusetzen gilt. Die Debatte heute war der Anfang.“