
Die Genossen haben wieder Boden unter den Füßen, sie geben sich kämpferischer denn je. Opposition im Landtag soll für die Sozialdemokraten kein Thema sein. „Sturmfest und stark“: Der SPD-Slogan war in großen Lettern auf der Bühne der Kugelbake-Halle zu lesen. Das Motto passte. Wer am Mittwochabend den Weg hierher zur SPD-Kundgebung gefunden hatte, der musste sich zuvor durch Wind und Regen kämpfen. Dass die Sozialdemokraten stürmischen Wetterlagen gewachsen sind, mochte ohnehin niemand bestreiten. Zuletzt wurden sie bei der Bundestagswahl kräftig durchgewirbelt. In Cuxhaven läuteten die niedersächsischen Genossen nun den Endspurt im Wahlkampf ein. In der von Currywurst-Duft und musikalischen Klängen durchzogenen Kugelbake-Halle war deutlich zu spüren, dass jüngste Umfragen der SPD im Land mächtig Aufwind gegeben haben. Von Betroffenheit oder Bitterkeit keine Spur.
Ministerpräsident Stephan Weil und der SPD-Bundesvorsitzende Martin Schulz schworen die rund 800 Parteifreunde, die auch aus den Nachbarkreisen Osterholz, Rotenburg und Verden an die Küste gekommen waren, auf den gemeinsamen Kurs ein: Opposition soll für die SPD in Niedersachsen kein Thema sein. Die spannende Frage an dem Abend war: Wie wird Martin Schulz nach dem Absturz bei der Bundestagswahl von den Genossinnen und Genossen in Cuxhaven empfangen? Und kann er überhaupt noch motivierend in den Landtagswahlkampf eingreifen? Die in der Halle versammelten Sozialdemokraten gaben darauf eine eindeutige Antwort. Sie begrüßten den SPD-Bundesvorsitzenden mit stehenden Ovationen. „Das tut einem gut in schwierigen Zeiten“, erklärte Schulz bei seinem ersten öffentlichen Auftritt nach der Bundestagswahl. „Wir haben gekämpft wie die Löwen“, blickte er zurück.
Die Entschlossenheit werde die SPD in den niedersächsischen Landtagswahlkampf tragen. Sie stehe für Transparenz und Geradlinigkeit. Schulz wurde pathetisch: Er warb dafür, dass Politik auch „mit dem Herzen“ gemacht werden müsse. Wichtig sei es, dass die SPD bei den Menschen sei, dass sie mit den Menschen fühle. Das sei ein Stück des Neuanfangs.
Vor dem Auftritt des SPD-Bundesvorsitzenden befeuerte der Cuxhavener Landtagsabgeordnete Uwe Santjer, der den Wahlkreis 58 erneut direkt gewinnen will, die Hochstimmung im Saal. „Wir wissen, was wir an der derzeitigen Landesregierung haben“, betonte er unter lautem Applaus. Santjer reklamierte, dass es vor allem der SPD-Wirtschaftsminister Olaf Lies sei, der den Hafenausbau in Cuxhaven vorantreibe. Die SPD sei es auch, die für die Energiewende und damit für die erfolgreiche Entwicklung der Offshore-Branche stehe.
Die Region und Cuxhaven habe „gute Erfahrungen mit Rot-Grün gemacht“. Als Beispiel führte Santjer die vom Land bewilligte Entschuldungshilfe für Cuxhaven in Höhe von 187 Millionen Euro an. Mit dieser Finanzspritze hat die Stadt wieder Luft zum Atmen bekommen. Santjers Botschaft war klar: Seht her, was Rot-Grün für die heimische Region geleistet hat. In seinem Eifer war der Cuxhavener auf der Bühne kaum zu bremsen.
Stephan Weil nahm den Enthusiasmus, der bis unter das Hallendach zu spüren war, auf. Selten hatte man den Ministerpräsidenten so elanvoll erlebt.