
Wahlkreis 58: Ergebnis erlaubt Uwe Santjer, die Rolle des politischen Gestalters für sich zu reklamieren
Als „Gemeinschaftserfolg“ordnete Uwe Santjer sein herausragendes
Abschneiden der zurückliegenden Landtagswahl ein.
Richtig ist aber auch: Durch persönlichen Einsatz hat der 51-
Jährige die Cuxland-SPD aus einer Talsohle herausgeführt.
Wahlkreis 58: Ergebnis erlaubt Uwe Santjer, die Rolle des politischen Gestalters für sich zu reklamieren
Von Kai Koppe
CUXHAVEN. „Ich habe Lust darauf,diese Koalition fortzusetzen“ , sagte Uwe Santjer, und machte kein Geheimnisdaraus, dass es ihn freuen würde, wenn sein Wahlkreis bei der
Regierungsbildung das Zünglein an der Waage spielen könnte: Sonntagabend,
20 Uhr, schien Rot-Grün über eine Ein-Stimmen-Mehrheit im neuen Niedersächsischen Landtag zu verfügen – ein Trugschluss wie sich später herausstellte. So ungewiss sich die Fragen der Regierungsbildung in Hannover inzwischen darstellen, so deutlich ist doch, dass der 51-jährige SPDLandtagsabgeordnete Uwe Santjer durch seinen neuerlichen Wahlerfolg noch einmal an Autorität zugelegt hat. Die Einführung eines Landtagsausschusses für Häfen regte Santjer noch am Wahlabend an und arbeitete damit an seinem Nimbus als Gestalter, den ihm kraft des jüngsten Wahlsieges so schnell keiner streitig machen kann. Zwar wird sein CDU-Konkurrent Thiemo Röhler ebenfalls dem neuen Landtag angehören – anders als Santjer jedoch ohne einen selbst von Mitbewerbern als „fulminant“ bezeichneten Wahlsieg im Rücken.
Grüne: „Deutliches Votum“ Als Kandidat habe er, Santjer, wohl auch bei dem ein oder anderen CDU-Wähler punkten können, räumte der Sozialdemokrat aus Franzenburg ein – eine Vermutung, die das in Hadeln erzielte
Ergebnis zu bestätigen scheint. Dort, wo die Union einst mit David McAllister triumphierte, konnte die CDU zwar ihre Rolle als stärkste politische Kraft behaupten. Den Direktvergleich der Kandidaten entschied der SPDBewerber allerdings mit 0,8 Prozent Vorsprung für sich. Zu einem „Fotofinish“ kam es auf unterer Ebene auch in der Gemeinde Wanna: Hier gewann die CDU als Partei deutlich, der siegreiche Direktkandidat hieß jedoch abermals Uwe Santjer. Und dass, obwohl sich die CDU im vorausgegangenen Blitz-Wahlkampf stark auf die Landbevölkerung fokussiert hatte: Beim Konflikt-Thema Wolf suchten Röhler und sein Team demonstrativ den Schulterschluss mit den Viehhaltern in der Region. Erklärtes Ziel: Der rotgrünen Koalition den Wind aus den Segeln nehmen. Diese Rechnung ist allenfalls in Hinblick auf die Grünen aufgegangen. Bündnis 90-Kandidatin Sabine van Gemmeren konnte dem Wahlergebnis vom Sonntag dennoch ein paar positive Aspekte abringen: Obgleich die bisherige Koalition die Regierungsmehrheit knapp verfehlt habe, sei man „zufrieden, dass es so ein deutliches Votum für Rot-Grün gegeben hat“. Die Vize-Landrätin aus Kehdingbruch geht allerdings davon aus, dass ein Teil der grünen Klientel „auf Nummer sicher gegangen“ ist – und in dem Bestreben, Weil als Ministerpräsidenten abzusichern, ihr Kreuz bei der SPD setzte. Dass eine denkbare Große Koalition in Hannover die Arbeit von Bündnis 90 vor Ort erschweren könnte, hält van Gemmeren allerdings für eine weit hergeholte Vermutung. Rats-SPD will „Klärung“ Im Stadtrat soll der LandtagswahlErfolg des SPD-Direktkandidaten nichts daran ändern, dass die Sozialdemokraten im Verbund mit CDU/FDP und Grünen für die Rest-Entschuldung der Stadt kämpfen: Das jedenfalls versicherte am gestrigen Tage der SPD-Fraktionsvorsitzende. Gunnar Wegener erwartet gleichwohl eine „Klärung“ seitens der Rats-CDU: Grund sind Attacken, die Unions-Spitzen in der Stadt und im Land im Walkampf-Endspurt gegen Uwe Santjer geritten hatten. Dass sich künftig zwei Landtagsabgeordnete als Ansprechpartner für den Wahlkreis profilieren, nehmen die Sozialdemokraten dagegen ausgesprochen
gelassen. Wegener: „Zu Zeiten von Rudolf Robbert und Hans-Christian Biallas hatten wir das doch schon mal.“