Der Ausschuss für Kultur und Medien des Deutschen Bundestages hat sich in der letzten Sitzungswoche vor der Sommerpause auf Anregung des stellvertretenden kulturpolitischen Sprechers der SPD-Bundestagsfraktion Daniel Schneider mit der wirtschaftlichen Situation der Festivals beschäftigt. Als Experten nutzten Dr. Berend Koll (Festivaldienstleister und Produktionsleiter beim Deichbrand), Alexander Krüger (Festivalveranstalter) und Christian Ordon (LiveKomm – Verband der Musikspielstätten) die Einladung, um einen aktuellen Lagebericht zu geben. Stellvertretend für die Beauftragte der Bundesregierung für Kultur und Medien war Musik-Referatsleiter Martin Eifler anwesend.
Neben den Erfahrungen mit den Coronahilfsprogrammen ging es um eingebrochenen Verkaufszahlen auf Grund von Zurückhaltung und Ängsten auf der Nachfrageseite. Weiterhin beschäftigen die Branche die gestiegenen Produktionskosten, Lieferschwierigkeiten und ein erheblicher Personalmangel in vielen Bereichen. Trotz großer existenzieller Sorgen in der Szene glänzten die Gäste mit ihrer hohen Fachkompetenz und größter Leidenschaft für Musikfestivals. Auf kritische Nachfrage der Opposition sprachen sie der Bundesregierung explizit ihr Vertrauen und ihre Dankbarkeit für die bisherige Unterstützung aus. Alle Anwesenden waren sich einig, dass die Förderprogramme verlängert und künftig weniger bürokratisch, also praxisnäher gestaltet werden müssten. Auch solle die Bedeutung von Pop- und Soziokultur gegenüber der Hochkultur in der Förderpolitik gleichgestellt werden. In Zukunft wollen die Festivals als Publikumsmagneten weiterhin ihrer Multiplikatorwirkung im Hinblick auf die sozial-ökologische Transformation nutzen. Für mehr Nachhaltigkeit und die Vision der ersten klimaneutralen Festivals in Deutschland bedürfe es jedoch Planungssicherheit und erheblicher Investitionen. Ein gutes Zusammenspiel von Bund, Land und Kommunen sei unabdingbar.
Die Kultur- und Veranstaltungswirtschaft ist einer der größten Wirtschaftsfaktoren in Deutschland. Rund 1,5 Millionen Menschen und ihre wirtschaftliche Existenz sind weiterhin stark gefährdet. Kaum ein anderer Wirtschaftszweig ist durch die Corona-Pandemie so hart getroffen und so lange eingeschränkt gewesen. „Es geht um Engagements und Gagen für Bands, Musiker:innen, Künstler:innen und um Jobs für Kreative, Freiberufler:innen, Solo-Selbstständige, Aushilfen und viele Festangestellte“, betont MdB Schneider.
„Im Kern geht es uns natürlich um die kulturellen und sozialen Aspekte! Festivals bringen oft viele Tausend Menschen in einem friedlichen Rahmen zusammen. Sie sind damit unentbehrliche Kultur- und Sozialräume. Festivals schaffen Bühnen für Musik und Kunst, fördern dabei den künstlerischen Nachwuchs und bieten lebendige Plattformen für Ideen und Kommunikation. Im Hinblick auf den Zusammenhalt unserer Gesellschaft sind gemeinsame Erlebnisse einerseits wichtiger denn je, andererseits gefährdet wie nie! Deshalb ist es wichtig für uns, in einem intensiven Dialog zu bleiben“, so Schneider.